Studienzentrum Berlin/Teltow

Psychische und psychosomatische Erkrankungen werden zu einem zunehmenden Problem für die Sozialsysteme der westlichen Industriegesellschaften. So hat sich die Zahl der Arbeitsunfähigkeit (AU)-Tage, die durch diese Krankheitsgruppe verursacht wird, in den letzten 20 Jahren– bei insgesamt eher gleichbleibendem Krankenstand – mehr als verdoppelt. Seit der Jahrtausendwende sind psychische und psychosomatische Erkrankungen die häufigste Ursache für vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und den Bezug einer Erwerbsminderungsrente Seit 2010 schieden wegen Erkrankungen aus dem F-Kapitel der 10. Ausgabe der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) annähernd so viele Menschen vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus, wie wegen Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Muskel-/Skeletterkrankungen zusammengenommen. Diese angesichts des steigenden Fachkräftemangels besorgniserregende Entwicklung ist nicht auf Deutschland beschränkt. Das deutsche Konzept der psychosomatischen Rehabilitation findet daher auch international zunehmend Beachtung.

Die Rehabilitation stellt neben der Krankenhausbehandlung und der ambulanten Versorgung die 3. Säule im deutschen Gesundheitswesen dar. Ziel ist der Erhalt von Aktivität und Teilhabe der Betroffenen sowohl am Erwerbsleben als auch am Leben in der Gesellschaft. Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über ein sehr gut ausgebautes System der psychosomatischen Rehabilitation. Diese Ressource wird allerdings im Behandlungsverlauf häufig zu spät, weil bei bereits fortgeschrittener Chronifizierung, genutzt. Psychotherapeutische Angebote erfolgen oft zu spät, um eine AU zu verkürzen oder zu verhindern und sind meist nicht auf Probleme am Arbeitsplatz zugeschnitten. Die Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation forscht und arbeitet unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Köllner seit mehreren Jahren an Forschungsprojekten zu Fragen der Art, der Verlaufscharakteristika, Klassifikation, Diagnostik, Prävention und Therapie von psychischen Langzeiterkrankungen, sowie ihrer sozialen Auswirkungen und Möglichkeiten der sozialen Integration der betroffenen Menschen.